Theaterbericht |

Die Geschichte einer Jugend

Leonie

100 Jahre nach der Veröffentlichung gibt es in dieser Spielzeit eine Inszenierung des Romans Demian im Theater am Alten Markt. Die Geschichte einer Jungend dargestellt von Doğa Gürer.

Der Roman Demian von Hermann Hesse aus dem Jahr 1919 ist ein Klassiker unter den Coming-of-Age-Geschichten. In der Inszenierung von Michael Heicks am Theater Bielefeld bringt uns diese Geschichte Doğa Gürer näher, der den Erzähler Emil Sinclair spielt.

 

Sinclair ist die einzige Figur, der wir wirklich begegnen, die anderen kennen wir nur aus seinen Erzählungen. Es geht um die Entwicklung vom Kind zum Jugendlichen und zum Erwachsenen, um die Probleme und Hürden, die es zu überwinden gilt. All diese Stationen in der Entwicklung junger Menschen stellt Doğa Gürer sehr gut dar. Sein Sinclair verwandelt sich nach und nach vom schüchternen Jungen, der gerne dazugehören möchte, den die Welt ungemein beeindruckt, zum jungen Erwachsenen der erlebt, wie enttäuschend es sein kann Erwachsen zu werden und zu merken, dass die Lebensstile vieler Altersgenossen, wie fertig gekauft wirken und keinen Tiefgang haben. Auch die Phase des Jugendlichen, überbordend von Gefühlen und im Glauben der Allercoolste zu sein wird nicht ausgelassen. Sein Begleiter in all dieser Zeit ist Max Demian, dieser ist etwas älter als Emil Sinclair und strahlt von dem Selbstbewusstsein, welches Sinclair gerne hätte. Demian ist Sinclairs Schutzengel, der ihm das Gefühl gibt, jemand zu sein. In diesem Sinne ist das Stück auch das Portrait einer langjährigen Freundschaft mit Pausen.

 

Auch 100 Jahre nach der Veröffentlichung dieser Geschichte sind es im Kern noch die gleichen Probleme und Fragen vor denen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene heute stehen. Wer bin ich? Was passiert mit mir? Wie kann ich dazu gehören? Wie möchte ich sein? Demian gibt darauf keine Antworten, das Stück und vor allem die leidenschaftliche Darstellung von Doğa Gürer öffnen eher eine Tür zu dem manchmal doch sehr komisch anmutendem Verhalten von jungen Menschen, die aus der Perspektive von Erwachsenen doch so gar keine Probleme zu haben scheinen.

 

Für seine schauspielerische Glanzleistung erhielt Doğa Gürer minutenlang Standing Ovations.

 

Für die Vorstellungen im Oktober sind keine Karten mehr erhältlich, aber die Karten ab November sollen bald freigegeben werden. Ein Besuch dieses Stücks ist sehr empfehlenswert!