Interview |

Coronatalk #4 - Christian vom KiJu Brake

Julian Rü

Die nächste Runde unserer Coronatalk Interviewreihe. Heute mit Christian vom KiJu Brake über die aktuelle Arbeitssituation in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit.

Hi und Dankeschön, dass Du dir die Zeit genommen hast. Stell dich doch den Lesern mal bitte kurz vor.

 

Mein Name ist Christian Arendt. Ich bin 37 Jahre und Diplom Pädagoge. Ich bin der Leiter des AWO KiJu Brake.

 

Die Offene Kinder und Jugendarbeit steht aktuell ja vor dem großen Problem, dass sie ohne den direkten menschlichen Kontakt funktionieren muss. Was unternehmt ihr jetzt, um trotzdem mit den Kindern und Jugendlichen in Verbindung zu bleiben? Was sind eure Strategien und Programm?

 

Zum einen finde ich, dass Offene Kinder- und Jugendarbeit nicht ohne den direkten menschlichen Kontakt funktionieren kann. Was wir im Moment machen, sind Ersatzangebote, um mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu bleiben und als Ansprechperson weiter zur Verfügung zu stehen. Das ist kein Ersatz für unsere eigentliche Arbeit. Aber wir nutzen die Situation und nehmen diese als Chance wahr, um selber in den sozialen Medien präsenter zu werden und vor allem, viele neue Wege auszuprobieren und ein breites Angebot umzusetzen. Viele der entwickelten Möglichkeiten können wir auf jeden Fall auch nach der Wiedereröffnung der Einrichtung weiter fortführen.
Konkret sind wir auf vielen Plattformen täglich unterwegs. Facebook, Instagram, Discord, Snapchat, WhatsApp. Auf Instagram bzw. Facebook sind wir auch jeden Tag Live zu sehen.
Nebenbei erstellen wir verschiedenste Spielmöglichkeiten für die Kinder und Jugendlichen. Z.B. Kahoot-Quiz, Scribble.io, Fifa 20, League of Legends und weiteres. Wir haben auch einen eigenen Minecraft-Server und streamen an verschiedenen Tagen über Twitch viele Spiele auch live. Nebenbei erstellen wir Videos zu verschiedenen Themen (Kreativität, Kochen, Musik, Sport), die wir dann auf unserem Youtube Kanal hochladen, oder bei kürzeren Videos über die sozialen Medien teilen.
Neben den digitalen Optionen die wir nutzen, organisieren wir auch verschiedene Möglichkeiten hier vor Ort. Wir haben einen Bücherschrank gebaut, indem verschiedene Bücher und kleine Spiele ausliegen, die sich die Kinder und Jugendlichen mitnehmen können. Gleichzeitig können in dem Schrank auch Bücher ausgelegt werden, die man zuhause nicht mehr benötigt.
Wir haben seit der letzten Woche (seit dem Eins zu Eins Kontakte ermöglicht wurden) auch einen KiJu Quatsch Pavillon eingerichtet. Dieser kann genutzt werden um außerhalb der Einrichtung mit uns ins Gespräch zu kommen, oder wenn Unterstützung bei irgendetwas benötigt wird, um eine Ansprechperson zu haben.

 

Wie gut wird euer Programm angenommen? Bekommt ihr soweit gutes Feedback von den Kindern und Jugendlichen?

 

Um ehrlich zu sein, es könnte besser ankommen. Ein Problem, dass sich bei uns eingestellt hat, ist das wir im Vorfeld der Situation nicht sehr aktiv auf den verschiedenen Plattformen waren. Dadurch hat es einige Zeit gedauert, bis sich unsere Kontaktmöglichkeiten herumgesprochen haben. Doch dank der Unterstützung von einigen Jugendlichen, die unsere Seiten geteilt haben und diese an ihre Freund*innen weitergeleitet haben, läuft es heute ganz gut. Klar ist aber auch, dass wir nicht die Reichweite haben, die wir im „normalen“ Betrieb haben. Das ergibt sich aber einfach aus der Tatsache, dass die Situation auch die Kinder und Jugendlichen selber betrifft und sie (und ihre Familien) sich selber mit der Situation engagieren müssen. Hier stehen Betreuungsangebote Schule/OGS) weit mehr im Fokus als die OKJA. Dennoch war ich sehr positiv überrascht, wie viele Familien sich über die Angebote gefreut haben und diese auch gezielt anfragen. Wir waren und sind mit einigen Eltern im Kontakt, gerade in Bezug auf die Mediennutzung der Kinder und unterstützen auf diesem Weg auch die Eltern beim Umgang damit.

 

An welchen Stellen könnte man sich aktuell noch verbessern? Was läuft konkret gerade noch nicht so gut?

 

Ausbaufähig ist auf jeden Fall die Erreichbarkeit der jüngeren Gäste der Einrichtung. Die aktuellen medialen Angebote erreichen insbesondere Jugendliche und Kinder ab 12 Jahren. Bei den jüngeren Kindern ist die mediale Ansprache weit schwieriger und passiert, wie oben erwähnt, vor allem über die Eltern.
Auch unser KiJu Quatsch Pavillon ist noch nicht so richtig angelaufen und muss sich erst im Stadtteil herumsprechen.

 

Gibt es konkret etwas, was du dir gerade für die OKJA in Bielefeld wünscht? Außer einem Corona-Impfstoff natürlich? ;)

 

Ich würde mich sehr freuen, wenn diese vielen Wege, die wir alle uns gerade erarbeitet haben und umsetzen, nach der Situation nicht in Vergessenheit geraten. Das Miteinander, auch zwischen den verschiedenen Einrichtungen, ist beispiellos. Wir unterstützen uns sehr viel gegenseitig und setzen unsere Kompetenzen füreinander ein. Das empfinde ich als sehr bereichernd für das gesamte Arbeitsfeld und auch für die gesamte Situation in der Stadt Bielefeld.

 

Vielen lieben Dank dir!



 

Die Öffnungs- und Sprechzeiten des KiJu Brake sind:

Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr (E-Mail, Telefon, WhatsApp, Discord)

Live: Mo. bis fr. 13 Uhr (Facebook oder Instagram)

Wochenende: Unterschiedlich, abhängig vom Projekt